Open Source in der Bundesverwaltung


Subject: Open Source in der Bundesverwaltung
From: Martin Schulze (joey)
Date: Fri Mar 24 2000 - 03:22:56 CET


Moin!

[Vorweg eine Bitte, wer die Seite http://linux.kbst.bund.de/brief2-2000.html
noch in seinem Cache oder Proxy hat, moege sie mir bitte schicken.
Gibt ggf. ein Dutzend Pinguin Pins auf dem LinuxTag.]

Ich habe vor ein paar Tagen einen Artikel zu Open Source und der
Bundesverwaltung auf www.linuxtag.de geschrieben. Heute bekam ich
eine Mail, daß der dort referenzierte Artikel nicht mehr vorhanden
sei.

Recherchen haben ergeben, daß der Artikel tatsächlich nicht mehr zur
Verfügung steht, der Webserver sogar leergefegt wurde. Wir haben den
Autor getroffen, der zugab, eins auf den Deckel bekommen zu haben und
die Seite aus dem Netz entfernen zu müssen.

Aus http://www2.linuxtag.de/2000/deutsch/showarticle.php3?id=0006:

Die Koordinierungs- und Beratungsstelle der Bundesregierung für
Informationstechnik (<a href="http://linux.kbst.bund.de/">KBSt</a>)
hat der Bundesregierung in ihrem Brief <a
href="http://linux.kbst.bund.de/brief2-2000.html">Nr. 2/2000</a> dazu
geraten, in der Verwaltung Open Source Software einzusetzen.

KBSt-Briefe sind Veröffentlichungen der Koordinierungs- und
Beratungsstelle der Bundesregierung für Informationstechnik in der
Bundesverwaltung im Bundesministerium des Innern. Sie dienen dazu, für
die IT-Planung der Bundesbehörden Orientierungen über Entwicklungen
und Erfahrungen auf dem Gebiet der Informationstechnologie zu geben.

"Viele Behörden stehen derzeit vor der Aufgabe der Ablösung von alten
Systemen.", schreibt die KGBSt. In den öffentlichen Verwaltungen
werden Arbeitsplatzrechner in großem Umfang eingesetzt.
Leistungsfähigere Systeme dienen als Server. Der Brief geht zudem auf
die zunehmende Bedeutung von Freier Software in der Industrie ein.

[..]

Die KBSt fordert den Einsatz von Linux auch auf Workstation, also den
PCs der Angestellten. Die momentane Situation könne zudem aufgrund
ihres proprietären Charakters nicht mehr weitererhalten werden: "Zum
Einsatz der jeweils aktuellen Softwarepakete ist meist neue Hardware
erforderlich, da die vorhandene Hardware den Leistungsanforderungen
der neuen Software nicht gerecht wird. Die aus dieser Abhängigkeit
herrührenden Nachteile sind vielfältig. Die Produkte sind oft teuer
und von häufigem Release-Wechsel gekennzeichnet. Schriftstücke werden
meist in proprietärem Format gespeichert, Schriftstücke neuerer
Versionen können von älteren Programmversionen nicht befriedigend
verarbeitet werden."

Als weiteres Manko der vorhandenen (Microsoft-)Systeme und der
kommerziellen Office-Pakete wird darüber hinaus angeführt, daß der
Programmcode nicht eingesehen werden könne. Während der 57. Konferenz
der Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder hätten diese
deshalb den Anwendern empfohlen, "nur solche Produkte einzusetzen,
welche auch eine Transparenz der Verfahrensabläufe gewährleisten."

In letzter Zeit hat sowohl die französische Regierung als auch die
EU-Kommission die Nichtverfügbarkeit des Source Codes kommerzieller
Produkte kritisiert und für den Einsatz offener Quellen plädiert.

Als Fazit zieht die KBSt: "Mit Linux oder FreeBSD als Betriebssystem
und ergänzender Open Source Software und kommerzieller Software auf
OSS-Betriebssystemen steht ein stabiles, preiswertes,
ressourcenschonendes, sichereres und von ausreichend vielen
Beratungsfirmen unterstütztes Rechnersystem auch für die
professionelle Büroumgebung zur Verfügung. Dies gilt sowohl für den
Client- als auch für den Serverbereich. Insbesondere durch die grosse
Resonanz im Umfeld der IT-Industrie bietet Linux heutzutage einen
guten Investitionsschutz."

Der Brief Nr. 2/2000 vom KBSt war den Ministerien offenbar zu brisant,
denn er wurde inzwischen auf ministerielle Anweisung aus dem Web
entfernt. Nachdem zuerst das gesamte Webangebot der KBSt gelöscht
wurde und der Server am 23. März quasi nackt war, ist inzwischen ein
<a href="http://www.kbst.bund.de/papers/briefe/02-2000/">Dummy-Text</a>
aufgespielt worden.

Gruesse,

        Joey

-- 
All language designers are arrogant.  Goes with the territory...
	-- Larry Wall

Please always Cc to me when replying to me on the lists.



This archive was generated by hypermail 2b25 : Fri Mar 24 2000 - 03:24:55 CET