Re: WLAN-Probleme mit RT2500 Treibern

From: Timo Birnschein <timo-birnschein@web.de>
Date: Sun Jan 30 2005 - 19:18:46 CET

Hallo Rene,

deine Argumente sind plausibel. Ich denke ich war deutlich euphrorisch
und enttäuscht zugleich als ich meine Mails schrieb. Da kann einem
schonmal das eine oder andere subjektive Geschwafel entwachsen. Ich
wollte damit niemandem auf die Füße treten, obgleich ich ein paar
idiologische Ansätze ein wenig anders sehe.
Zum Beispiel bin ich nicht davon überzeugt, dass die Treibersituation
durch freie Treiber besser wird. Ich bin eher davon überzeugt, dass die
Hersteller, die mit dem was sie tuen Geld verdienen, einfach wenig
Interesse haben ihr geistiges Eigentum - ihr Kapital - preiszugeben,
womit, um beim Beispiel Grafikkarten zu bleiben, unter anderem auch
Geschwindigkeitsvorteile begründet sind. Schließlich ist schon lange
nicht mehr nur die Hardware über den Kauf entscheidend, sondern vielmehr
auch die Treiberunterstützung und die damit verbundenen
Geschwindigkeitsschwankungen von Treiberversion zu Treiberversion.
Es wird praktisch niemanden geben, der einen ATI Treiber für eine X800
noch irgendwie verbessern könnte, wenn er nicht seit Jahren in die
Thematik involviert ist. Das ist meiner Meinung nach den Herstellern
vorbehalten.

Klar gibt es darüber andere Ansichten und grade die Linuxgemeinde wird
dem warscheinlich nicht zustimmen können, weil einfach alles unter GPL
steht und OpenSource ist.
OpenSource ist definitiv eine gute Sache, das will ich nicht bestreiten,
allerdings werden nur die wenigsten Hersteller einen Treiber für eine
hochkomplexe HW weiterentwickeln, wenn er OpenSource ist und damit
praktisch alle tollen Entwicklungen der letzten Zeit preisgegeben würden.

Andererseits wäre ich auch froh, wenn man für die O2 XDAs die Specs
freigeben würde, damit man auch hierfür einen Kernel entwickeln kann und
auch hierauf Linux laufen kann. Reversengineering dauert dazu einfach zu
lange und ist zu komplex um als Einzelner daran zu arbeiten.

Man sieht schon, dass ich ein wenig geteilter Meinung darüber bin, was
OpenSource mit sich bringt. Ich hoffe man sieht es mir nach. Beide
Extreme führen zu nichts. Ein Mittelweg ist wichtig und Akzeptanz und
Tolleranz ist ganz wichtig auf beiden Seiten, sonst wird es ewig Streit
und Diskussionen über sowas geben.

Ich würde auch lieber einen native Treiber für das entsprechende System
verwenden! Wenn aber keinen gibt kann ich entweder die Arbeit
einstellen, Windows installieren oder mich mit dem Problem abfinden und
den nötigen Mittelweg nehmen anstatt abzuwarten bis die Software für die
drei Jahre alte Hardware endlich funktioniert..... Ich denke man hört
eine kleine Frustration über dieses ewige "alle Macht dem OpenSource"
oder "Wir sind uns einig, das Debian definitv das beste Betriebsystem
der Welt ist" wie mal ein Telefongespräch mit mir begonnen wurde. Ich
denke da kann ich nicht bedenkenlos zustimmen. Es kommt immer auf die
Situation an und auf das, was man plant damit zu machen.

Mein Werbung machen war falsch, ich entschuldige mich dafür.. Tut mir leid!

Gruß
Timo

Rene Wagner wrote:

>On Fri, 2005-01-28 at 11:26, Timo Birnschein wrote:
>
>
>>Martin Schulze wrote:
>>
>>
>>>Vielleicht liegt's daran, dass die Spezifikation nicht rausgerueckt
>>>wird und die Entwickler Freier Software somit fast nur raten koennen,
>>>wie das bloede Teil funktioniert? Flieg Du mal ein Flugzeug ohne
>>>Anleitung und Beschriftung der Tasten im Cockpit.
>>>
>>>
>>>
>>>
>>Da war mir schon klar, allerdings erwartet man natürlich, dass eine
>>Treibersoftware, die unter GPL gestellt wurde, auch die entsprechenden
>>Spezifikationen bereit stellt, damit ein Reversengineering nicht nötig
>>ist. Macht ja auch an sich überhaupt keinen Sinn sonst.
>>
>>
>
>Mir scheint Du verwechselst die Lizenz mit einer Aussage ueber die
>Qualitaet einer Software. Es gibt genuegend Beispiele wo der Code zwar
>unter GPL steht, aber buggy und nicht lesbar ist.
>
>Es hat schon seinen Grund, warum z.B. trotz verfuegbarem Quellcode zum
>2.4er Sharp Kernel fuer die Zaurus PDAs der Port von 2.6 ueberwiegend
>eine komplette Neuentwicklung ist und teilweise doch wieder auf
>Reverse-Engineering basiert.
>
>Man darf nicht vergessen, dass ein grosser Unterschied zwischen fuer
>den Mainline-Kernel (kernel.org) geschriebenem Code (bzw. fuer Module,
>die gegen einen beliebigen Kernel compilieren sollen,) und Code, der
>fuer eine Firma in einem bestimmten Umfeld (Kernel-Version, Distro)
>mit akzeptablen Fehlern laeuft, besteht.
>
>Das gilt insbesondere auch fuer das Build-System (Makefiles, etc.), mit
>dem das Ganze uebersetzt wird. Die wenigsten Entwickler [1] stecken da
>gerne Arbeit rein und ueberlassen das Problem der Distribution oder dem
>Endnutzer.
>
>
>
>>>>Jedenfalls kann ich damit verkünden, dass die billige 54mBit karte von
>>>>Reichelt *Werbung mach* bedenkenlos zu empfehlen ist, wenn man bereit
>>>>ist sein Linux mit Windowstreibern zu betreiben.
>>>>
>>>>
>[...]
>
>
>>Ja, perfekt ist die Karte sicher nicht, aber billig und funktional. Mit
>>anderen Worten, der Kosten-Nutzenfaktor ist sehr hoch und es sind ja
>>auch einige Studenten hier in der Liste, die gern mal das günstigere
>>kaufen würden wenn es unter Linux zum laufen zu bringen ist...
>>
>>
>
>Mit dieser Einstellung schiesst Du leider Dir und v.a. anderen selbst in
>den Fuss.
>
>1. ndiswrapper laeuft (wenn ueberhaupt) nur unter x86 (und mit viel
> Glueck auch x86-64). Was macht der Rest der Welt?
>
>2. Es besteht nach Deiner Argumentation ueberhaupt kein Grund fuer den
> betreffenden Hardware-Hersteller freie Treiber zu entwickeln oder
> Spezifikationen herauszuruecken. Wenn das die Regel wird, dann gute
> Nacht.
>
>3. Linux ist nicht das einzige freie Betriebssystem. Was macht also der
> *BSD oder Hurd Nutzer, der die betreffende Hardware nutzen moechte?
>
>Fazit: Du hast fuer die Hardware bezahlt, also kannst Du auch
>vernuenftige freie Treiber verlangen, die funktionieren. Wenn alle nur
>"Hurrah!" schreien, dass ein Windows Treiber oder ein
>binary-only+gluecode Treiber (nvidia, ati) "so toll funktioniert" wird
>die Treiber-Situation sich weiter verschlechtern.
>
>Einfach mal ein bisschen langfristiger und ueber den Horizont hinaus
>denken...
>
>Rene
>
>[1] Ohne Anspruch auf Allgemeingueltigkeit. Es handelt sich lediglich
> um einen subjektiven Eindruck aus meiner Taetigkeit als OpenEmbedded
> Entwickler (Pakete bauen, Build-Systeme reparieren, ...).
>
>
>
>
Received on Sun, 30 Jan 2005 19:18:46 +0100

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