Hallo Kevin,
On Sun, 2007-11-11 at 22:58 +0100, Kevin Price wrote:
> > Das ist alles andere als korrekt. Der Nutzer "sieht" die Groesse seiner
> > Geraete in GB (2^30) und nicht GiB (2^9) und erwartet 160 * 2^30 Bytes
> > Platz zu erhalten beim Kauf einer mit 160 GB beschrifteten Platte.
>
> Vorweg: Die Inhalte Deiner Klammern sind falsch: GB = 10^9 und GiB =
> 2^30. Das verkehrt leider den kompletten Inhalt des Absatzes.
Richtig. Da habe ich mich vertippt. Kommt vor.
> Wichtiger: Die Erwartung des von Dir genannten Nutzers ist falsch. Per
> Definition bedeuten international die SI-Präfixe Zehnerpotenzen.
Das kannst Du von einem nicht-technischen Nutzer
("Ottonormalverbraucher") nicht erwarten. Erst recht nicht in den USA.
Wenn da "Sie haben noch insgesamt 1,5 GB freien Speicher in ihrem
System" auf dem Bildschirm auftaucht, und unser Nutzer daraus gerne
101,5 GB machen moechte, geht er in den Laden und kauft eine 100 GB
Festplatte und ist enttaeuscht, wenn dann nicht die gewuenscht Ausgabe
auf dem Schirm auftaucht.
Es geht hier nicht darum, wer Recht mit der Verwendung von
Groesseneinheiten hat. Der Hersteller verwendet eine uneindeutige
Bezeichnung zu seinem Vorteil, was nach US-Recht einer Irrefuehrung zum
eigenen Vorteil gleichkommt und gute Chancen auf erfolgreiche Klage vor
Gericht hat.
Die Auffassung ueber den als gegeben angenommenen Wissensstand des
Verbrauchers im deutschen und anglikanischen Rechtssystem sind
grundverschieden. Hier (.uk) findet man beispielsweise haufenweise
Warnschilder fuer so offensichtliche Dinge wie "Achtung dieser
Heizkoerper koennte heiss sein", weil sonst jemand den Betreiber
verklagen koennte, wenn er sich verbrannt hat.
> Mega=10^6, Giga=10^9. Nicht nur in Naturwissenschaften, sondern im
> gesamten Alltag haben diese Präfixe Verbreitung gefunden, so daß echt
> viele Leute dieses System verstanden haben. (Stichwort Grundschule)
> Ergo: Fast jeder weiß, daß Mega=1000000 ist und Giga=1000000000.
Die Annahme mag in .de zutreffen. Hier (.uk) und besonders in den USA,
waere ich da eher vorsichtig.
> > Seagate ist deswegen vor kurzem in den USA verklagt worden und hat sich
> > mit aussergerichtlicher Einigung aus dem Verfahren winden muessen, um
> > einer Verurteilung zu entgehen [1]. An der Beschriftung von Festplatten
> > duerfte sich in dieser Hinsicht als in Kuerze etwas aendern.
>
> Was an der Geschichte falsch ist, ist daß irgendwelche Windows-Programme
> behaupten, daß 1073741824 ein Gigabyte sei.
Ist leider traditionell so...
> (Aargh!) Daß sich früher
> oder später ein User findet, der darauf reinfällt, war abzusehen. (vgl.
> Murphy) Auch Du hast Dich anscheinend von Microsoft an der Nase
> herumführen lassen.
...und hat absolut nichts mit Microsoft zu tun. Die Problematik ist
wesentlich aelter als Microsoft und trat schon bei den ersten
kommerziellen Rechnern auf (wobei man sich damals auch bei der
Groesse eines Bytes nicht einig war).
Auch heute noch kommt man leicht in die Verlegenheit in 1024^x zu
rechnen, weil das kompatibel mit der ueblichen Block-Groesse von 1024
ist (obwohl diese bei den meisten Linux-Dateisystemen im Rahmen von
geeigneten Zweierpotenzen variabel ist).
Im Linux-Kernel muss man gluecklicherweise nur zwischen Bytes und
Bloecken umrechnen (was schon fehlertraechtig genug ist), wenn man
ein Dateisystem implementieren will, aber in Userspace-Code habe ich
durchaus schon beide Definitionen der jeweiligen Groessenordnungen
gesehen.
> > [0] abgesehen davon, dass es technisch falsch ist: in Zehnerpotenzen
> > wird traditionell nur im Rechnernetze-Umfeld gerechnet
>
> Ich hoffe ich konnte damit beleuchten, daß z.B. ein Kilo oder 1000
> keineswegs im einen Umfeld (Festplatte) etwas anderes ist als im
> anderen. (Netzwerk)
Bei Bezug auf Speicher im RAM oder auf der Festplatte wird (ueber
Betriebssystem-Grenzen hinweg) traditionell in 1024^x gerechnet.
Daten, die uebers Netz gejagt werden, hingegen misst man traditionell in
1000^x. In beiden Faellen wird k, M, G, etc. verwendet mit je nach
Kontext unterschiedlicher Bedeutung.
Auch in der Informatik muss man sich mit Traditionen herumaergern und
kann nicht alles mit Logik erklaeren. Wenn Du Glueck hast, sagt Dein
Gegenueber (z.B. eine Informatik Professorin) vorweg (z.B. am Anfang
einer Vorlesungsreihe), wie sie die Einheiten verwendet. Ansonsten hilft
nur Kontext oder Nachfragen.
> daß Ihr meine Email nicht als überheblich mißversteht
Die Verweise auf "Grundschule" und "von Microsoft an der Nase
herumfuehren lassen" waren ueberfluessig und/oder der grundlegende Ton
ueberdenkenswert.
Gruss,
Rene
Received on Mon Nov 12 2007 - 01:17:21 CET
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