#LinuxGER

Ich dachte...

Jens Grabarske (grabarske@gmx.net)
Thu, 19 Feb 1998 00:41:32 -0100

Message-ID: <34EB8DCC.AAF92651@gmx.net>
Date: Thu, 19 Feb 1998 00:41:32 -0100
From: Jens Grabarske <grabarske@gmx.net>
To: linux-ger@infodrom.north.de
Subject: Ich dachte...

Hallo!

Vielleicht werden einige von Euch denken, daß ich noch nicht lange genug
in diesem Channel bin um mitreden zu können, aber seis drum.

Bedingt dadurch, daß mir der Schreck über Banshees Mail noch in den
Gliedern sitzt (ich hatte Dich immer so eingeschätzt, daß nichts an Dich
herankommt) möchte ich auch ein paar Takte dazu sagen...

Ich dachte immer, Linux sei ein altruistisches Betriebssystem. Basierend
auf der GPL würden Leute einfach "für die Sache" Zeit und eventuell
sogar Geld opfern um Linux zu etwas großem zu machen. Doch auf einmal
muß ich in den Mails hier lesen, daß einige Geld für Support haben
wollen. Habt Ihr denn Linus etwas gezahlt? Die Allgemeinnuetzigkeit ist
ein zentraler Punkt bei Linux. DAS ist einer der Hauptgründe warum wir
dieses System lieben. DAS ist einer der Hauptgründe warum es so gut ist.
Was ist denn mit den vielen Leuten, die sich Nächte um die Ohren
geschlagen haben, um gute HOWTOs zu schreiben, aus denen wir gelernt
haben, die vielen Probleme, vor denen wir selbst einmal standen, zu
lösen? Haben die Geld dafür verlangt? Wer Geld für Linuxsupport haben
möchte, soll zu SuSE oder anderen Firmen gehen. Wer sich Support für
private Linux-Begeisterte bezahlen lassen will, hat das falsche
Betriebssystem.

Ich dachte immer, dass die Linux-Gemeinde sich von sich aus versteht.
Wir kämpfen alle für eine gemeinsame Sache und haben Spaß zusammen. Ich
hielt die Kibbeleien auf dem # bislang für nicht mehr als Kibbeleien.
Kibbeleien können aber auch übertrieben werden und wer da bei sich
selbst nicht rechtzeitig die Notbremse ziehen kann - tut mir leid, der
soll an sich arbeiten. Es kann nicht angehen, daß eine der Regulars, die
wir kennen und gern bei uns haben, auf einmal angewidert den Channel
verlassen muß.
Ich weiß nicht, ich habe niemals das Verlangen gehabt, den Mann
raushängen zu lassen (sollte einer ein Gegenbeispiel, sprich, einen
Macho-Spruch von mir aus seiner Logfile zerren, so tut mir das
unglaublich leid)
Wer den IRC für sein Selbstwertgefühl braucht, entschuldigung, aber der
hat ein ernstes Problem.

Ich dachte immer, man könne über alles reden. Doch diejenigen, die
Su-Shee mit einem "Haets ja was sagen koennen" in den Mails über den
Mund gefahren sind, haben sich meiner Meinung nach bereits
disqualifiziert. Es kann immer mal sein, daß man nicht mitbekommt, daß
man jemanden WIRKLICH verletzt hat. Aber dann hat man sich verdammt
nochmal zu entschuldigen und muß nicht noch dumme Sprüche reißen.

Ich dachte immer, wir haben den Windoof-Leuten was voraus. Einer der
Gründe, warum ich Linux so mag, ist die familiäre Atmosphäre. Doch das
scheint sich unweigerlich aufzulösen. Mein Gott, ist das nicht
scheißegal ob man nun GNOME oder KDE, Debian oder SuSE benutzt? Ich
weiß, ich habe auch so manchesmal auf SuSE geschimpft oder andere Sachen
verteufelt, aber ich bin mir immer bewußt, daß das meine persönliche
Meinung ist und es genug Leute gibt, die die andere Sache nunmal mehr
schätzen. Aus INDIVIDUELLEN Gründen. Und ist das nicht gerade ein Reiz
von Linux? Das wir die Wahl haben, wie wir das System zusammenstellen?
Ob nun fvwm95, Enlightenment, KDE oder was weiß ich ist doch dann
gleichgültig. "Chaqu'un a son gout" - Jedem nach seinem Geschmack.
Glaubenskriege sind ja gut und schön, aber langsam artet das zu sehr
aus.

Ich finde es auf jeden Fall verdammt traurig, daß einige sich zum Gehen
entschlossen haben. Aber ich kann sie verstehen - und das macht mich
noch trauriger.

Grüsse,

Ein ziemlich deprimierter und besorgter

Jens Grabarske (aka Jabberwockey)

P.S.: Wie wär's, wenn wir endlich mal ein aussagekräftiges Topic machen
und es behalten?
Ich finde die Anspielung auf diverse URLs zwar auch witzig, aber
vielleicht würde
ein Topic ala "http://www.linuxger.de <- Bitte FAQ lesen" vielen
Newbies das Ein-
halten der Channelordnung erleichtern. Was man nicht kennt, kann
man nicht befolgen.


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