Re: Rege Beteiligung am Stammtisch

From: Martin Schulze (joey@infodrom.org)
Date: Mon Apr 15 2002 - 09:06:28 CEST


Moin Georg nochmal!

*seufz*

Georg Basse wrote:
> Leider hat Ralf nicht so ganz unrecht. Linux ist auf dem Weg zum "normalen",
> in positiver wie in negativer Hinsicht. Der Personenkreis, der sich heute mit
> Linux beschäftigt ist ein anderer als der, mit dem wir 1994 angefangen haben
> (he, in 2 Jahren würde der Stammtisch 10 Jahre).

Und was bitte sehr hat das mit mir zu tun?

Daß ich für die Entwicklung verantwortlich sein soll, daß GNU/Linux
nach und nach ein Mainstream-System zu werden scheint und längst kein
Exoten-System mehr ist, kann ich mir nicht vorstellen.

Also: Was hat es mit mir zu tun?

> Es ist nicht mehr so etwas besonderes, mit Linux zu arbeiten. Es ist auch bei
> weitem leichter, Infomationen darüber zu kriegen. Mit dieser Normalisierung
> ist auch das "Wir" Gefühl reduziert- und damit das Interesse an
> gemeinschaftlichen Treffen.
>
> Dazu kommt, dass mittlerweile der "Nur-Anwender" ziemlich überwiegt. Bei
> Linux wird das Produkt und nicht das Projekt gesehen, die aktive Mitwirkung
> tritt in den Hintergrund. Auch das merkt man natürlich auf einem Stammtisch.
>
> Das war jetzt eher allgemein, es gibt auch nocht was spezielles zum
> Oldenburger Stammtisch.

Kann ich bisher unterschreiben, hat allerdings nichts mit mir zu tun.
Ergo sehe ich auch nicht, wieso ich von Ralf subtil angegriffen werde
und wo er darin "recht haben" sollte.

> Zunächst das Thema "Initiator": Es sit schon so, dass öffentliche
> Veranstaltungen wie der Linuxstammtisch einen "Kristallisationskeim"
> brauchen, also jemand, der möglichst immer anwesend ist und ein wenig (!)
> Leitung übernimmt. Besonders für Erstbesucher ist das eine wichtige Hilfe und
> motiviert zum Wiederkommen. Das war anfangs in Oldenburg so, das ist in
> Münster so, das ist (allerdings überzogen) in Hannover so.

Wir haben uns immer wieder dagegen gewehrt, auf den Stammtischen einen
Leiter zu haben. Ich habe mich vor allem sehr vehement dagegen
gewehrt, diese Rolle übergestülpt zu bekommen. Das wäre kein
Stammtisch mehr, zu dem ich gehen möchte.

Ich habe allerdings kein Problem damit, wenn Ralf ab sofort die
Leitung des Stammtisches übernimmt, wenn andere das auch möchten. Ich
wäre dann bloß raus, aber das muß ja nichts schlechtes sein.

> Wenn Joey diese Rolle nicht übernehmen kann, dann muss es jemand anders tun.
> Aber es ist nötig.

... und vor allem aus Prinzip nicht übernehmen will. Das hatten wir
bereits mehrfach auf verschiedenen Stammtischen diskutiert und bisher
wollte niemand die Leiter-Rolle übernehmen.

Es gab immer mal wieder von ein paar Leuten ähnliche Aufrufe, niemand
hat sich allerdings dahintergeklemmt. So ist das nunmal. Man kann
anderen Leuten seine Meinung nicht aufdrücken. Wenn man es nicht
selbst durchsetzt (und das wäre hier möglich, man müste lediglich
jedesmal da sein und seine Regeln durchsetzen), dann wird halt nichts
daraus.

Der Stammtisch ist zudem ein lockeres Treffen und kein Pflichttermin.
Wenn niemand kommt, kommt niemand. Wenn nur eine einzige Person
kommt, kommt nur eine einzige Person. So ist das nunmal. Ich war am
7. Dezember im letzten Jahr auch alleine Bei Beppo und habe mit der
Bedienung mathematische Beweise geführt. C'est la vie. Kein
Pflicht-Termin, also kann ich auch nicht erwarten, daß jemand anderes
kommt. So ist es nunal. Das ist keine Situation, wegen der man
ausrasten müßte.

> Das zweite Problem ist der Personenkreis. Mir war es von Anfang an immer
> wichtig, den Stammtisch nicht als Uni-Veranstaltung erscheinen zu lassen und
> ausserhalb der Uni etwas "Werbung" zu machen. Im wesentlichen geschah das mit
> Auslagen in den oldenburger Buchläden.
>
> Nach meinen letzten Besuchen in OL kam mir der Stammtisch schon weniger wie
> eine Uni- als mehr wie eine Abiveranstaltung vor. Es wurde über viel geredet-
> nur nicht über's Thema. Sorry- wäre ich das erste Mal dort gewesen, hätte es
> mir leicht geschaudert; wiedergekommen wäre ich nicht.

Nunja, so hat es sich mir nun nicht dargestellt. Allerdings ist die
Altersgruppe immer mehr gesunken und die "alten Hasen" kommen seit
Jahren schon nicht mehr regelmäßig zu den Treffen, stattdessen sieht
man fast immer nur die gleichen (jungen) Leute.

Auch damit muß man rechnen, manchmal sind Familie und Beruf einfach
wichtiger. Wer bis 18 Uhr im Büro herumlungert, will am Abend
bestimmt viel lieber ein paar Stunden seine Familie um sich herum
haben als in eine Kneipe zu gehen. Muß man einfach akzeptieren.

Und: Wenn die Teilnehmer des Stammtisches sich lieber über
Kondensatoren oder Sicherheitsbestimmungen auf Fliegerhorsten
unterhalten möchten, sollen sie deshalb rausgeschmissen werden?
Sicherlich nicht.

Die meisten Personen kommen zum Stammtisch, nehme ich mal an, weil sie
dort Gleichgesinnte treffen und sich mit ihnen unterhalten können -
über verschiedene Themen, hauptsächlich über GNU/Linux und in dem
Bereich Tips und Tricks bekommen.

Mit vielen neuen Leuten, die ich zumindest zum ersten mal auf dem
Stammtisch gesehen habe, wurde auch über GNU/Linux geredet -
vorausgesetzt, sie haben auch den Mund aufgemacht und sich an
Unterhaltungen beteiligt (was leider nicht immer so doll der Fall
war).

> OK, was also tun ? Mal zwei persönliche Vorschläge:
>
> An Ralf: Mach' keine Gegenveranstaltung auf, sondern entwickle Initiative für
> den vorhandenen Stammtisch. Gestalte ein neues Stammtisch-Faltblatt, gehe in
> die Buchläden und platziere es bei den Linux-Büchern. Die Händler sind i.d.R.
> einverstanden, wenn man ihnen klarmacht, dass es die potentielle
> Käuferschicht zum Thema führt und letztlich den Umsatz steigert.

Gerade in Buchläden ist das Auslegen kein Problem, denn für die
Buchläden bedeutet es eine Zusatzinformation, die sie ihren Kunden
mitgeben können. Das ist ein Plus.

> An Martin: Es ist wie mit jedem freien Projekt- wenn Du die Leitung nicht
> mehr übernehmen möchtest, ist es Deine letzte Aufgabe, für einen Nachfolger
> zu sorgen (frei nach Eric Raymond). Entscheide, was Du möchstest, aber tu' es
> dann auch.

Mal angenommen, ich bin gemeint: Dieser Absatz ist, gelinde gesagt,
eine Frechheit.

Ich habe nie die Leitung vom Oldenburger Linux-Stammtisch übernommen
und muß daher weder einen Nachfolger suchen, noch selbige abgeben.
Wahrscheinlich werde ich auch nie die Leitung des Linux-Stammtisches
übernehmen.

Alles, was ich getan habe, habe ich gemacht, in der Hoffnung, der
Sache GNU/Linux und den Leuten, die sich auf dem Oldenburger
Linux-Stammtisch getroffen haben, zu helfen - und meistens, weil sich
niemand anderes gefunden hat, die von mir übernommenen Arbeiten zu
übernehmen. Wenn das nicht (mehr) gewünscht ist, müßt ihr es nur
sagen, ich habe weißgott ausreichend andere Projekte und Aktivitäten
zur Verfügung, in die ich Zeit, Geld und Nerven investieren kann.

Wer eine Leitung der Stammtische haben möchte, soll eine generieren.
Ob und wie der Stammtisch damit klarkommt, wird sich zeigen. Es wäre
ein Versuch. Der kann gut ausgehen, kann bestimmt aber auch gehörig
in die Hose gehen. Ich kann Ralf nur bestärken, es zu versuchen.
Ohne Veränderungen tritt man auf der Stelle, Änderungen bringen
frischen Wind.

-- 
Beware of bugs in the above code; I have only proved it correct,
not tried it.  -- Donald E. Knuth

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