K-Lined - oder: wie entlaste ich eine Autobahn


Subject: K-Lined - oder: wie entlaste ich eine Autobahn
From: Andreas Otto (Banger@x-maxx.de)
Date: Sat May 20 2000 - 22:57:53 CEST


Schönen guten Tag auch ;)

Zum Diskussionsthema "k-lines auf *t-ipconnect.de" als Beitrag von mir
mal eine kleine Geschichte:

Deutschland im Mai 2000:
Nach eingehenden Überprüfungen des Fahrverhaltens stellte sich heraus,
daß besonders einige Fahrer der Wagen des Typs X der Marke Y durch
ständige Mißachtung der Verkehrsregeln, Rempeleien und sonstige
Gefährdung der anderen Vehrkehrsteilnehmer auffallen.

Hierzu ist noch zu erwähnen, daß mehrere Autovermietungsfirmen diese
Wagen des Typs X der Marke Y gegen eine relativ geringe Pauschale (incl.
Benzin, ohne Kilometerbegrenzung) vermieten, woraufhin besonders
Vielfahrer dieses Angebot dankend in Anspruch nahmen.

Jedenfalls fiel auf, daß sich einige Nutzer dieses Pauschalmietservices
auf den deutschen Autobahnen recht verkehrswidrig benahmen.

Daraufhin beschlossen die deutschen Autobahnmeistereien, gegen dieses
Verhalten vorzugehen; immerhin ist die Nutzung der Autobahnen kostenlos,
und wenn man schon einen Service kostenlos anbietet, dann sollen sich
die Nutzer bitteschön daran halten.

Man wandte sich also an den Hersteller Y (der den Vermietungsfirmen
immerhin die Wagen zur Verfügung stellt) mit der Aufforderung, auf die
Rowdies ein Auge zu werfen und ihnen schlimmstenfalls die Nutzung der
Wagen wegen unsachgemäßer Nutzung verbieten, man habe sich Ort,
Zeitpunkt, Art des Vergehens und Nummernschild notiert, und zumindest
bei den Vermietungsfirmen müsse ja registriert sein, wann wer welches
Auto benutzt habe.

Der Hersteller Y kam dieser Aufforderung allerdings nicht nach mit der
Begründung, es sei viel zu aufwendig, jedem einzelnen Fahrzeugbenutzer
hinterherzuforschen; die Autos seien schließlich mehrmals täglich an
verschiedene Benutzer vermietet, und es wäre ein zu großer Aufwand,
jeden einzelnen Nutzer herauszuklamüsern.

Daraufhin setzten sich die Autobahnmeistereien zusammen und berieten,
was man nun tun könne; immerhin könne es ja nicht angehen, daß
unschuldige Autofahrer von diesen Rüpeln gefährdet würden.

Man kam zu der Einigung, daß man als letzte Konsequenz alle Fahrer, die
diesen Pauschalmietservice nutzen, nicht mehr auf die Autobahnen läßt,
mit der Hoffnung, daß sich genügend Fahrer beim Hersteller Y bzw. bei
den Vermietungsfirmen beschweren, sodaß endlich etwas gegen die
Störenfriede unternommen wird.

Von da an herrschte eine riesige Aufruhe unter den Autofahrern.
Folgendes passierte:

- ein ganz kleiner Teil der Rüpel sah ein, daß sie sich nicht fair den
anderen gegenüber verhalten haben und gelobten Besserung, um friedlich
miteinander auf der Autobahn vorwärts zu kommen

- ein anderer Teil der Rüpel lachte bei dieser Aktion laut auf,
schließlich hatten sie nun erreicht, was sie wollten: vielen anderen
Fahrern das Fahren auf der Autobahn gründlich zu vermiesen

- der dritte Teil der Rüpel zeigte sich flexibel, kaschierte die Wagen
des Typs X der Marke Y als Typ A der Marke B, konnte somit wieder auf
die Autobahnen und mit der Belästigung der anderen Fahrer fortfahren -
oder sie ließen den Wagen, wie er war und machten fortan die Landstraßen
anstatt der Autobahnen unsicher

- ein Teil der unschuldigen Fahrer reagierte erst mit Empöhrung der
Autobahnmeistereien und deren Vorgehen gegenüber, wand sich nach
Aufklärung der Sachlage an den Hersteller und an die Vermietungsfirmen,
um diese angesichts der Menge der Beschwerden zur Handlung zu bewegen

- ein andere Teil der unschuldigen Fahrer dachte sich "Nun ja, ich habe
ja noch meinen Zweitwagen in der Garage stehen, bei dem muß ich zwar den
Sprit selber bezahlen, aber für Kurzstrecken wird es schon gehen, bis
die Autobahnen wieder frei sind." und nutze fortan den Zweitwagen,
während der (zu bezahlende) Mietwagen ärgerlicherweise in der Garage
stehen bleiben muß

- der größte Teil aller unschuldigen Fahrer aber steht verzweifelt vor
der Autobahnauffahrt und fragt sich: "Was habe ich denn damit zu tun?
Ich habe doch keinem was getan, bin immer rücksichtsvoll und regelgemäß
gefahren und wünsche mir doch nichts anderes, als auf der Autobahn zu
meinen Freunden und Bekannten zu fahren. Und jetzt habe ich mein gutes
Geld für diesen Mietwagen bezahlt, und kann damit nur auf Landstraßen
rumgurken."

Und wieder einmal zeigte sich, was so oft in der Weltgeschichte
passiert:
Eine große Menge unschuldiger, friedliebender Menschen muß die Mißtaten
einer kleinen agressiven Minderheit ausbaden.

-=FIN=-

Epilog:
Warum sind Provider selbst nach Übermittlung aller
erforderlichen Daten wie Art des Vergehens, Datum, Zeit und IP nicht
bereit bzw. imstande, diese User aufgrund Verstoßes gegen die
Nutzungsregelungen abzumahnen bzw. ihnen zu kündigen?
Und: Im Grunde genommen haben die IRC-ops ja Recht; ich kann es nur
bestätigen: von den bis zu zehn (!) Angriffsversuchen auf meinen PC pro
Tag hat der größte Teil der Angreifer eine IP mit *t-ipconnect.de, und
dagegen MUSS vorgegangen werden; schließlich hat nicht jeder User eine
Firewall oder ähnliches installiert.
Dennoch: ist es nötig, daß so viele "harmlose" User neben den Angriffen
auf ihre Rechner auch noch unter einem pauschalisiertem Ausschluß vom
IRCnet leiden müssen?

Desweiteren: warum stellen T-Online, bzw. die Reseller registrierten, also
"festen" Usern
nicht eine statische IP zur Verfügung? Pei alphanumerischen IP's à la
p3E9E3460.dip0.t-ipconnect.de sind immerhin 36^9 verschiedene IP's pro
Host möglich... oder irre ich mich da? *schulterzuck*

in diesem Sinne

Andreas "Banger" Otto

P.S.:
Für diejenigen, die mit meinen Metaphern in der Geschichte nicht so ganz
zurechtkommen:

Autobahn := IRC
Landstraßen := restliches Internet (ohne die Geschwindigkeit in Betracht
zu ziehen)
Autobahnmeisterei := IRC-Ops
Wagen des Typs X := Flatrate
Hersteller Y := Provider (in diesem Fall T-Online)
Vermietungsfirmen := Flatrate-Anbieter (Reseller des Herstellers Y)
"Wagen kaschieren" := IP-spoofing o.ä.
Zweitwagen := anderer Provider
Die Rollen der Rowdies und der unschuldigen Fahrer sollten klar sein ;)

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