Re: Einladung zum Pinguin-Brunch 2008

From: Kevin Price <kp_at_kevin-price.de>
Date: Tue, 15 Jan 2008 22:33:30 +0100

Hi!

Am Samstag im Phoenix haben wir uns gut amüsiert, aber leider blieben
unsere Kosten bei weitem nicht bei den vereinbarten jeweils 9.60 ¤ pro
Person. Dieser Samstag gehört zu jenen Momenten, bei denen ich mir
wünsche, die Zeit zurückdrehen zu können, um einen schlimmen Fehler zu
vermeiden, z.B. mich ganz übel über den Tisch ziehen zu lassen.

Als wir das Phoenix betraten, hatte ich einen 10-Euro-Schein in der
Tasche und einen 50er. So sicher bin ich, weil ich direkt vor der
nonstop-Fahrt noch den Geldausgabeautomaten in Bissendorf aufgesucht
habe um die 50 abzuheben, die in einer Banknote kamen. Nach dem Brunch
wollte ich die Rechnung von 19.20 ¤ denn mit dem frischen 50-Euro-Schein
bezahlen. Doch in dem Moment, als ich ihn der Mitarbeiterin Frau Serdy
übergab, muß er sich in einen ganz anderen Schein verwandelt haben:
einen 20 ¤ Schein, wenn man der Aussage glaubt, auf der Frau Serdy mehr
oder weniger bestand: erst weniger, dann mehr.

Ich bin zwar wütend auf mich selber, weil ich meine sauer verdiente
Banknote nicht vorher markiert habe, und auch nicht -- wie sonst oft --
den Schein so lange festhielt bis das Wechselgeld auf dem Tisch lag.
Auch Zeugen oder sonstige Beweise ließen sich keine finden. Nein: Mein
Schein verschwand in Frau Serdy's Serviererinnen-Portemonnaie, bevor das
Wechselgeld abgezählt und herausgegeben wurde. Ganz dumm gelaufen --
Aussage gegen Aussage. Oder besser: Aussage gegen "Ich weiß verdammt
genau es war ein 50er, kann es nur nicht beweisen"

Auf meinen Protest hin nahm sich Frau Serdy ungefähr eine halbe Stunde
von halb zwei bis zwei Uhr für mich, (abzüglich des zwischenzeitlichen
Bedienens andere Gäste) um zunächst darüber zu sinnieren, von welchen
drei anderen Gästen ihre drei im Portemonnaie vorhandenen Fünfziger
stammen könnten. Als sie sich nach einem Weilchen des Nachdenkens diese
Frage anscheinend selbst beantwortet hatte, kam dann ihr haarstäubender
Beweisversuch: Ich sollte zählen, wieviele Brunch-Gäste noch anwesend
waren. Mit dieser Auskunft und mit dem frisch gezählten Bargeldbestand
wollte Frau Jerzy ermitteln, ob sie in ihrem Portemonnaie zuviel Geld
habe oder nicht. (Wer hat das schon?) Die Rechnerei bedurfte viel Tippen
in einen Taschenrechner, das Niederschreiben irgendwelcher verschiedener
Zahlen auf einen Zettelblock, die angebliche Zahl der für das Brunch
gemeldeter Gäste, und -- simsalabim -- das überraschende Ergebnis, daß
ihre Kasse leider kein "Plus" aufweise, sondern eher irgendein Minus
unbestimmter Größe. Außerdem sei sie schon langjährig im Geschäft. Wenn
sie mir das für 50¤ korrekte Wechselgeld aushändigt, würde sie ihre
eigene Chefin bestehlen. Das könne sie keinesfalls machen.

Brauche ich zu erwähnen, wer der bestohlene ist wenn sie mir ebendieses
Wechselgeld vorenthält?

Als nächstes hieß es, daß die einzige Person, die den Kassenbestand
prüfen könne, die Sekretärin Frau Stefan sei, die am Sonntag
zurückerwartet würde. Falls diese dann einen Kassen-Überbestand
feststellen sollte, sollte mir das Geld überwiesen werden, aber
wahrscheinlich eher nicht. (!!) Ich sollte meine Telefon- und
Kontonummern dalassen, damit ich am nächsten Morgen von der Sekretärin
angerufen und über mein Glück aufgeklärt würde. Die Telefonnummer
behielt ich kleinkindbedingt lieber für mich und rief stattdessen am
Sonntag selber an. Meine Kontonummer schrieb ich auf irgendein
zweckfremdes Formular, das mir für diesen Zweck ausgehändigt wurde.

Leider mußte ich die Szene dann vorerst als Verlierer verlassen, weil
der auf meinem Arm befindliche Junge nicht mehr länger um seinen
Mittagsschlaf gebracht werden konnte.

Frau Stefan, die fleißige Sekretärin, machte mir am Folgetag die
Mitteilung, daß ihre Kasse kein Plus aufweise und ich daher nicht mit
einer Überweisung zu rechnen habe. Schließlich konnte ich Montag abend
die Chefin, Frau Braasch, über Mobiltelefon erreichen. Sie hatte sich
die Geschichte von ihren ganz tollen Mitarbeiterinnen bereits schildern
lassen und hatte für mich noch die Aussage übrig, daß sie es vorziehe
mir die 30 ¤ nicht zu zahlen. Die Mitarbeiterin sei schon jahrelang
dabei. So einfach aus Kulanz damit ich Ruhe gebe zahlt sie eben nicht.

Die Chefin scheint demnach wirklich zu glauben daß mein Geldschein sich
bereits vor der Übergabe in einen Zwanziger verwandelt haben muß und mir
deshalb kein Wechselgeld zusteht.

Ich muß sagen, der Brunch war echt schön, und die 19,20 ¤ plus
Reisekosten wären es mir noch wert gewesen, aber die 49,20 plus Reise
plus diese ganze frustrierende Scheiße zu erleben sicher nicht.

Bin ich vielleicht nicht energisch genug aufgetreten? Hätte ich dort
mächtig auf den Tresen hauen müssen mit dem Arm, auf dem unser Kind
gerade nicht saß? Oder hätte ich vielleicht den Laden zusammenschreien
sollen um an mein Wechselgeld zu kommen? Oder vielleicht Polizei? Was
hättet Ihr an meiner Stelle gemacht, nachdem der Schein im Portemonnaie
der Frau Kellnerin Serdy verschwand?

Falls ich mich wirklich für 20 oder 30 ¤ zum Betrüger machen wollte,
wieso zum Teufel wäre ich dann nicht einfach ohne zu zahlen gegangen?
Die Zeche zu prellen wäre ein Kinderspiel gewesen, falls ich wirklich
Betrüger wäre, soweit ich das beurteilen kann.

So wie Frau Serdy argumentiert schon jahrelang im Geschäft zu sein,
könnte ich sagen, ich kehre schon jahrelang -- wie viele von uns --
gelegentlich als Gast in gastronomischen Betrieben ein,
selbstverständlich anständig zahlend und gelegentlich Trinkgeld
spendend. So ein ungeheuerliches Erlebnis ist mir allerdings noch nie
passiert. Sogar meinen Feinden wünsche ich nicht so etwas erleben zu müssen.

Ein Mißgeschick kann jedem passieren. Ich möchte nicht unterstellen, daß
Frau Serdy die Situation der Unsicherheit nutzte und nachdem sie sah,
wie sicher jedenfalls ich meiner Aussage war, die 30¤ in ihre private
Tasche wandern ließ. Trotzdem frage ich mich gerade voll Trauer, wo
meine schwer verdienten 30¤ jetzt eigentlich genau sind, und wofür sie
ausgegeben werden. Dabei fühle ich mich außerdem frustriert, gedemütigt,
wütend, und komme mir vor wie der letzte Idiot, der nicht einmal auf
sein eigenes Geld aufpassen kann.

Danke Euch für das Lesen bis hierhin. Ich hoffe wenigstens Ihr alle habt
das korrekte Wechselgeld erhalten und ich hoffe es gab nicht wieder
Zechpreller unter uns, wie sonst manchmal ... ähem das waren ja damals
nur "Unstimmigkeiten".

Können wir nächstes Jahr bitte woanders hingehen?

Kevin

-- 
http://www.kevin-price.de/

Received on Tue Jan 15 2008 - 22:33:30 CET

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