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Eindruecke Linuxtag 98 in KL

ukdc@rz.uni-karlsruhe.de
Wed, 1 Jul 1998 23:08:44 +0200 (CES)

From: ukdc@rz.uni-karlsruhe.de
Message-Id: <9807012108.AA14186@ab212.rz.uni-karlsruhe.de>
Subject: Eindruecke Linuxtag 98 in KL
To: linux-ger@infodrom.north.de
Date: Wed, 1 Jul 1998 23:08:44 +0200 (CES)

Hi folks!

Mein Eindrueck von den Kaiserslauternern Linuxtagen ist durchwachsen.
Es war meine erste nur Linux gewidmete Veranstaltung -- ich kann also
keinen Vergleich ziehen; allerdings habe ich bei einer Anfahrt von 2x
gut 100 km schon etwas erwartet. Ich schildere hier sowohl meine
allgemeinen Eindruecke als auch die der Vortraege, die ich besucht
habe. Ich war uebrigens nur am Sonntag da.

Die Veranstaltung fand in einem Gebaeude mit einem Foyer (Staende,
Ausstellung), zwei Horsaelen und einem Untergeschoss (Terminals und
vier vernetzte Spiele-Rechner mit Beamer) statt. Ich schaetze, dass am
Sonntag gut 300 Leute da waren, es war dennoch recht gemuetlich. Der
Linuxtag bot die Vortraege in den beiden Schienen "Anwender-
/Einsteiger" und "Entwickler-/Admin" an.

Folgende Veranstaltungen habe ich besucht:

"Linux-Datenbanken und ihre Anwendung" (Anwender-/Einsteiger)

Der Referent stellte kurz SQL-Datenbanken und das Konzept des
relationalen Datenmodells vor und konzentrierte sich im Folgenden auf
MySQL. Er machte auf die Gruende fuer die Neuentwicklung aufmerksam,
erlaeuterte u. a. Schutzmechanismen, die (trivialen) Frontends Xmysql
und xMySQLadmin, wies auf OBDC zur Anbindung von Windows-Clients hin.
Es waren fuer das Verstaendnis des Stoffes so gut wie keine Vorkennt-
nisse ueber Datenbanken erforderlich. Der Vortrag fand seine
Fortsetzung im naechsten von mir besuchten Vortrag.

"Einfuehrung in die Datenbank-Programmierung" (Entwickler-/Admin)

Gleicher Referent, aber im "Entwicklertrack", dementsprechend war das
Publikum "vorgebildet". Es wurden i. W. die libmysql-Aufrufe
veranschaulicht. Auf Fragen bzgl. Konsistenz der Daten (Transaktion)
oder der sicheren Uebertragung der Daten (Verschluesselung) im LAN
konnte er nur unbefriedigend antworten. Das auf meinen Hinweis auf
"ssh port forwarding" aus dem Publikum keine Reaktion kam, hat mich
irritiert. Moeglich ist, dass mich niemand akustisch verstanden hat.

"Web-Design mit Linux" (Anwender-/Einsteiger)

Kurz und knapp: fuer die Katz. Im Detail: im groesserem Hoersaal
wirkten die kaum 100 Zuhoerer verloren. In zwanzig Minuten wurde
darauf hingewiesen, dass Frames und zu viele Gimmicks schaden, Bilder
durch Bearbeitung ohne grossen Qualitaetsverlust im Datenvolumen
verkleinert werden koennen, dass der Stil beibehalten und auf die
Zielgruppe ausgerichtet werden muss. Wer sich vor dem Vortrag mit
"Web-Design" beschaeftigt hat, erfuhr hier nichts neues. Ungluecklich
war die Saalwahl: der gleichzeitig im kleineren Hoersaal stattfindende
KDE-Vortrag war hoffnungslos ueberlaufen und sprengte die vorgesehene
Zeit.

"Rundgang durch den Linux-Kernel" (Entwickler-/Admin)

Diese Veranstaltung fand im kleineren Hoersaal statt und war erneut
ueberlaufen. Es wurde der Linux-kernel-src-tree erlaeutert, erst nach
20 Minuten ging es ans Eingemachte (idle prozess, system calls).
Aufgrund schmerzender Fuesse und miefiger Luft habe ich mich dann
verzogen. :-(

Fazit zu den Vortraegen: zumindest die Vortraege ueber Datenbanken und
Web-Design waren ungenuegend und eigentlich verschwendete Zeit. Zu
sehr sollte ich mich nicht beklagen: die Vortraege waren oeffentlich
und gratis; damit ich im naechsten Jahr nochmal nach KL hinfahre, muss
die Qualitaet und das Niveau deutlich besser werden. Ich bin
ueberzeugt, dass das machbar ist. Das war der vierte Linuxtag der
Unix-AG an der Uni KL, da ueberrascht mich das z. T. niedrige Niveau
der Vortraege. Moegliche Ursachen: Leute, die gute Vortraege halten,
lassen sich zu Recht gut bezahlen, und das kann oder will die Unix-AG
halt nicht. Fuer bessere Vortraege fehlten den Mitgliedern der Unix-AG
bzw. den anderen Vortragenden wohl die dazu noetige Zeit oder das know
how. Fuer meine recht herbe Kritik gilt: ich habe nur vier von
insgesamt 18 Vortraegen besucht.

Veranstaltungen ueber so beliebte Themen wie KDE und den Linux-Kernel
sollte man doppelt und jeweils zeitgleich abhalten, d. h. jeweils
Vortraege fuer "Einsteiger/Anwender" und "Entwickler/Admins"
(Klassifizierung der Unix-AG). Zum einen war das Interesse an diesen
Themen aeusserst gross, zum anderen verdienen sowohl Anfaenger als
auch Erfahrenere eine ihren Beduerfnissen entsprechende Veranstaltung.

Neben den Vortraegen gab es auch Staende verschiedenster
Organisationen und Firmen. Deren Vertreter haben sich immer Zeit fuer
Gespraeche genommen. Man bekommt so manches mit, das auf Webseiten
oder in Broschueren zu knapp beschrieben wird (Beispiele:
Amateuerfunk, PIOS mit Met@Box, Linux als Datenakkumulator fuer
SIMATIC S5).

Zu guter Letzt kann man auf einer solchen Veranstaltung Leute
kennenlernen, die man sonst nur aus dem Netz kennt. Die Mischung der
Veranstaltungsformen auf dem Linuxtag fand ich gut. Was ich mir noch
gewuenscht habe, war eine oder mehrere Sitzecken (auch draussen), mehr
Auswahl beim Essen (es gab nur Crepes) und kostenlosen Kaffee %-)

URL: Linux-Tag Home: <http://www.linuxtag.org/>

Kopie geht auch an <support@linuxtag.org> und
<linux-ger@infodrom.north.de>.

bye Christian

-- 
Christian.Ehrenberger@stud.uni-karlsruhe.de *** chre on #linuxger
dummy home page: http://www.uni-karlsruhe.de/~Christian.Ehrenberger/


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